Ein Beitrag von Stéphanie Erni, Basel
Ich habe mich in der Coronazeit antizyklisch verhalten. Denn ich ging, als viele ins Home office zogen, aus dem Haus. Pendelte 3 bis 5 Tage in der Woche in die Stadt Basel, um dort zu arbeiten. Geplant war es anders.
Ich hatte meine Stelle als Redaktorin bei der Zeitschrift oliv (zu Biothemen, wer sie nicht kennt) aufgegeben, um ein eigenes Projekt zu starten. Ich und mein Partner wollten eine Zeitschrift lancieren zu Themen rund ums Klima. Begonnen hätten wir mit einem Crowdfunding, um die nötigen Mittel in Form von Abonnentinnen und Abonnenten zusammen zu bekommen.
Doch dann kam statt unserem CO2-Magazin das SARS-CoV-2. Und dem ordnete sich alles unter. Keine Fasnacht (für eine Baslerin ein Drama!), keine Schule für die Kinder, kein Crowdfunding, kein Einkommen. Unser Projekt haben wir verschoben, wer interessiert sich während Corona schon fürs Klima? Wir hoffen, im Herbst loslegen zu können. Doch bis dahin? Rettung nahte in der Person einer Freundin, die mich anfragte, ob ich Lust hätte, bei der Corona-Infoline des Kantons Basel-Stadt mitzuarbeiten. Ich sagte zu und beantworte also nun seit dem 16. März die Fragen verunsicherter, besorgter und ratloser Bürgerinnen und Bürger.
Das hat zur Folge, dass ich in Sachen Massnahmen, also was man darf und was nicht und wann und zu wie vielen, stets auf dem aktuellen Stand bin. Oh nein! Nicht etwa, weil der Staat, der Kanton oder die Verwaltung die Mitarbeitenden an der Telefonzentrale, also an der Front, frühzeitig informieren würde, sondern weil ich nun mal nicht aus meiner journalistischen Haut kann, Fragen beantworten zu wollen, koste es was es wolle. Also habe ich, wie auch meine Kolleginnen und Kollegen, fast täglich die Aktualisierungen auf den verschiedenen Homepages durchforstet, immer wieder die angepassten Erläuterungen studiert und dann darüber diskutiert – denn vieles war unterschiedlich auslegbar. Und ja, wir haben natürlich auch die Medienkonferenzen verfolgt, Zeitungen gelesen, Radio gehört.
Zwei Dinge sind mir dabei aufgefallen. Erstens: Was ich anfangs noch verstand, fing mich zunehmend an zu nerven – nämlich wie Staatstreu die meisten Medien am Ende sind, allen voran unser staatlich subventioniertes. Kritische Artikel musste ich bald suchen gehen. Und zweitens: Natürlich war und ist die Angelegenheit rund um das Virus und die ausserordentliche Lage komplex. Aber ich finde dennoch, dass Journalistinnen und Journalisten sich die Mühe machen sollten, Aussagen und Informationen zu überprüfen und die Nachricht zu Ende zu denken. Dass dem oft nicht so war, zeigten die vielen Falschmeldungen, die ich las und hörte und die ich mit einem Hinweis auf Informationen, die öffentlich zugänglich sind, widerlegen konnte – was ich dann jeweils an der Infoline auch tun musste.
Wenn die Medien, und gehen wir mal etwas naiv davon aus, dass dabei der Journalismus gemeint ist, die vierte Macht im Staat sind, dann sollten Medienschaffende sich um diese Macht reissen. Und das bedeutet aus meiner Sicht, um Informationen zu kämpfen. Egal ob es sich auszahlt oder nicht, angenehm oder unangenehm ist, staatstreu oder revolutionär – bleibt stets auf der Suche nach der Antwort. Und sucht insbesondere dann weiter, wenn ihr glaubt, sie gefunden zu haben. Ich wünsche euch alles Gute, Mut und Durchhaltewillen.